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Schulen brauchen Abenteuer

Wer kennt Christo Förster?

Das ist der Papst der Mikroabenteuer. Und wer meinen Blog schon länger verfolgt, der weiß, dass mein Anfangsclaim „AHa – einfach machen“ lautete. Und dann hörte ich irgendwann mal einen Podcast mit Christo Förster und dachte: YES! Das ist genau MEIN Prinzip! 

Die Anfänge der Mikroabenteuer gehen übrigens nicht auf Christo Förster, sondern auf Alastair Humphreys zurück, der das Buch „Microadventures“ bereits im Jahr 2014 veröffentlich hat.

Im Kern geht es darum, dass große Pläne mit langer Vorbereitungszeit und abhängig von vielen verschieden Faktoren, wie Urlaubstagen/finanzielle Reserven/familiäre Situationen, oftmals einfach NIE in die Umsetzung kommen. Da kann man dann lange vom Yoga – Retreat auf Bali, der Weltreise, dem Segeltörn auf der dänischen Südsee oder so träumen, passieren wird es eher nicht. 

Mikroabenteuer hingegen basieren auf einem ganz einfachen Prinzip: Einfach machen. Jetzt sofort. Christo Förster berichtet zum Beispiel von seinem Schlüsselerlebnis: Er (wohnhaft in Hamburg) telefoniert mit seinem Freund aus Berlin, zum hunderttausendsten Mal versprechen sie sich, sich bald wiederzusehen und zu besuchen. Im Gespräch merkt Christo Förster wie sich Widerstand regt, er hat keinen Bock mehr auf hohle Phrasen. Er sagt: OK, wir frühstücken morgen zusammen, ich fahre mit dem Rad nach Berlin. Und dann, gesagt, getan, Schwingt er sich aufs Rad (er gibt zu, dass das ein sehr gutes war, aber dennoch) und fährt nach Berlin. Sein erstes Mikroabenteuer war geboren.

Bis ich den Begriff Mikroabenteuer kannte, habe ich mich selbst als jemanden bezeichnet der „Machen-Tourette“ hat. Das heißt im Prinzip nichts anders, als dass ich versuche mich regelmäßig aus meiner Komfortzone herauszuschießen. Und damit ich nicht ins Grübeln kommen kann, mache ich das einfach sehr zügig.

Auf die Art und Weise habe ich mich schon bei Wettkämpfen und Fortbildungen angemeldet, Praktika angefragt oder Bewerbungen abgeschickt. Der Moment, wo einem klar wird: „Was mache ich jetzt eigentlich, wenn es klappt?“ ist ein eindeutiges Zeichen davon, dass man sich vorher nicht im große Pläne schmieden verloren hat. 

Auf die Art und Weise bin ich schon zu spannenden Roadtrips, Übernachtungen unter freiem Himmel und vielen Momenten mit mir selbst gekommen.

Die besten Dinge in meinem Leben, beruhen auf diesem Geist des „Einfach machens“.

Und was hat das jetzt mit Schule zu tun? Und brauchen Schule nicht Ruhe, Transparenz und Planbarkeit, gerade in diesen schwierigen Zeiten?

Nee, nein, sage ich. Denn dieses Prinzip der Mikroabendteuer ist eigentlich ein pädagogisches Prinzip. Es ist der eine Teil der sogenannten  Schmetterlingspädagogik und nennt sich „LdE“, was für „Lernen durch Erfahrung“ steht. Wir wollen Kindern Möglichkeiten eröffnen, eigene, sinnliche Erfahrungen mit sich und ihrer Umwelt zu machen. Und während Kinder sich eigentlich intuitiv solche Situationen suchen und genau so lernen im Säuglings- und Kleinkindalter, müssen wir solche Situationen in Schule tatsächlich erst wieder schaffen.

Die von mir oft erwähnte Alemannenschule in Wutöschingen hat dafür zum Beispiel „Clubs“ eingerichtet, die im Nachmittagsbereich angesiedelt sind. Kinder können sich selbst in einen Club wählen und dieser umfasst dann von Bauernhof, über Fahrradwerkstatt bis hin zu „Schnecken, Insekten und Co“ Club sehr vieles.

Bei letztgenanntem Club bringt die Lehrkraft zum Beispiel Stabheuschrecken oder afrikanische Riesenschnecken mit in die Schule. Diese kriechen dann halt mal über Stacheldraht und: verletzen sich kein bisschen. Die Lehrkraft muss gar nicht die Frage formulieren, denn ganz klar ist: Wie schafft die das? Das will jede/r wissen und es wird recherchiert und nachgeschlagen, sich ausgetauscht. Hypothesen aufgeworfen und verworfen. Oder es steht ein Referat in Englisch an. Die Jungs der 8. Klasse suchen sich Formel 1 aus, und besuchen dazu erst einmal eine Kart-Bahn. Die Kinder sind auf Mikroabenteuer – Urlaub. In ihrer Schulzeit. Wuuuuuhuuuu.

Da geht einem wirklich das Herz auf.

Schulen brauchen Abenteuer.

Dieser Artikel ist Teil der #crazyblogwoche mit Susi und Veronika, bei der wir alle drei in sechs Tagen sechs Artikel schrieben zu einem gelosten Stichwort. Das Stichwort von heute lautet „Abenteuer.“. Sobald sie veröffentlicht sind, verlinke ich natürlich auch die anderen Artikel hier.

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