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Was du alles für eine qualitative Interviewstudie brauchst

Mir ist neulich eine Sache klar geworden: für einen Rückzieher meiner Doktorarbeit ist es mittlerweile sowas von zu spät. Weil das war eigentlich immer Teil meines Planes, das „ich muss das ja nicht durchziehen/ich schau mal ob es was wird“ – Ding.

Aber nun startet meine Erhebungsphase

Wirklich, es geht los. Ich habe mich fleißig durch den Forschungsdatenmanagement-Dschungel geschlagen und ich habe Schulen kontaktiert und Ministerien und Projektbeschreibungen fertig gemacht und und und….Aber langsam, darum soll es nun ja gehen. Ich möchte hier aufschreiben, was man alles für eine qualitative Studie braucht, in der man Datenmaterial über Interviews generiert. Dabei ist es völlig egal, ob du an deiner Bachelor- oder Masterarbeit sitzt oder auch eine Dissertation schreiben möchtest.

Must-Have 1: Die Idee

Am Anfang ist die Idee beziehungsweise die Frage. Das ist ja klar. Ich muss etwas wissen wollen, etwas, von dem ich ausgehe, dass die zu interviewende Person mir dabei weiterhelfen kann. Ohne Fragestellung, kein Interview.

Must-Have 2: Ein Sample

Sample ist ein anderes Wort für ‚ausgewählte Stichprobe‘. Du musst also wissen WEN du interviewen möchtest. Bei mir waren das einmal (für meine Masterarbeit im Bereich Schulmanagement) explizit Schulleitungen. Nun sind es Lehrkräfte der Sekundarstufe I. 

Must-Have 3: Deinen Interview- Leitfaden

Interview ist nicht gleich Interview. Es gibt da sehr feine Unterschiede, führst du ein narratives Interview, in der dein Gegenüber möglichst viel ohne Lenkung erzählen soll? Dann hast du eventuell nur einen einzigen Erzählstimulus. Führst du ein leitfadengestütztes Interview? Dann musst du einen Leitfaden entwerfen. Dieser besteht meistens ebenfalls aus einem Erzählstimulus, enthält aber zudem noch exmanente und immanente Nachfragen, mit denen du das Interview gegebenenfalls auf ‚deinen Fokus‘ (zurück)lenken kannst. Führst du Experteninterviews, z.B. mit Lehrkräften auf dem Gebiet der Initiierung pädagogischer Prozesse? Oder sprichst du mit SchülerInnen über deren Erleben in ihrem schulischen Alltag? Da würde sich eventuell eher eine Gruppendiskussion eignen.

Must-Have 4: Deinen Datenmanagement-Plan

Ja, kein Witz. Das ist sehr wichtig und macht dabei ungefähr so viel Spaß wie eine Steuererklärung. Im Bereich Bildung kann ich dir folgende Seite wärmstens empfehlen: https://www.forschungsdaten-bildung.de/

Was du auf jeden Fall brauchst sind: 

 —- eine sogenannte Informierte Einwilligung, auf der deine TeilnehmerInnen über ihre Rechte und die datenschutzrechtlichen Bestimmungen aufgeklärt werden. Diese Einwilligung wird dann unterschrieben und ist für dich das Ticket zu deiner Erhebung.  Bei minderjährigen SchülerInnen unterschreiben die Einwilligung natürlich die Sorgeberechtigten, ist ja klar

—-verschriftliche Aussagen darüber, was du genau mit den Daten machst, wo sie aufbewahrt werden, wer Einblick erhält, was mit den Rohdaten geschieht, wann anonymisiert wird und wann du die Daten wieder löscht bzw. ob du sie zur Nachnutzung irgendwo lagerst oder abgibst. Diese Aussagen sind für die Stellen, die deine wissenschaftliche Erhebung genehmigen äußert wichtig. Und ein Tipp: Sei da lieber doppelt genau und pinkelig. Es lohnt sich.

Must-Have 5: Technik, Software und Fußpedale

Das ist richtig wichtig und du sparst dir Nerven, wenn du dich rechtzeitig kümmerst. Du brauchst:

—- ein gutes Aufnahmegerät mit ausreichend Speicherplatz (1) und ausreichende Akku (!!) für deine Aufnahmen direkt vor Ort. Ja, man kann mit dem Smartphone gute Aufnahmen machen, für mich persönlich kommt das nicht in Frage. Erstens ist mein Smartphone nicht sicher als Speicherort (siehe Must-Have 4) und zweitens sieht es unprofessionell aus. Ich habe mich für das Aufnahmegerät Zoom H1, entschieden und es nie bereut. Es sieht gut aus, ist einfach zu bedienen, die Aufnahmen sind bombig

Was noch:

—-ich empfehle dir dringend eine Transkriptionssoftware. Mit einer üblichen Software, wie zum Beispiel Windows Media Player, kriegst du – ich verspreche dir das, nach der ersten Transkription des ersten Interviews eine Vollkrise. Einen hilfreichen Artikel findest du hier. Ich transkribiere mit f4transkript. Es gibt Spezialangebote für die Vollversion, wenn du studierst oder promovierst.

—-meine Empfehlung ist zusätzlich ein Fußpedal. Dann kann man hören und stoppen und beim stoppen trotzdem weitertippen. Das klingt banal, spart aber in der Praxis irre viel Zeit. Ich benutze dieses hier.

Auf los geht’s los

Das waren sie, die Must-haves für eine qualitative Interviewstudie (in meinen Augen). Ich hoffe, du konntest etwas mitnehmen und ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei deiner Untersuchung!

Schulpost mit AHa!

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