Doktorarbeit,  Team Wissen

Was ist Bildung? Und was unterscheidet sie vom Lernen?

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Bildung und Lernen?

Ein Thema mit dem man sicherlich auch ganze Bücherwände füllen kann. Aber ich versuche es mal ganz kurz und recht oberflächlich. Helfen wird mir dabei mein guter Bekannter Winfried Marotzki. (In Wirklichkeit kenne ich Herrn Marotzki nicht (würde ich natürlich gerne!), aber bekannt ist er mir trotzdem, weil ich sehr viel und sehr gerne von ihm lese!). 

Welt- und Selbstverhältnis: Wie du die Welt, Andere und dich wahrnimmst

Also, fangen wir vorne an. Jeder Mensch, also auch jeder Schüler, jeder Lehrer hat einen sogenanntes Welt- und Selbstverhältnis. Klingt irgendwie komisch und ungewohnt, meint aber eigentlich nur deine Programme, deine Muster mit denen du dich zur Welt, zu Anderen und zu dir selbst verhältst.  

Die Bildung und der Teller: Stell dir das mal vor

 

Ich würde hier gerne mal das Bild eines Tellers benutzen. Dein Welt- und Selbstbezug ist DEIN persönlicher Teller. Darauf findet alles statt und der Tellerrand ist die Grenze des Ganzen. Alles was innerhalb dieses Randes passiert, läuft danach ab, wie du die Welt, andere und dich selbst verstehst und erlebst. Welche Regeln und Gesetzmäßigkeiten, Beziehungen, Glaubenssätze und Ideale herrschen auf deinem Teller?

Lernen am Buffet: wer kennt das nicht?

Ganz egal was da ist, du kannst den Teller ne ganze Weile immer voller machen. Zum Beispiel noch eine Packung „Geometrie“ draufpacken oder ein bisschen von diesen „Grammatikregeln“, vielleicht hast du auch noch Platz für solche Sachen wie „Spanisch“, „Einradfahren“ oder die „Straßenverkehrsordnung“ und so weiter. Sachen auf den Teller legen ist also in meinem Bild LERNEN. Das ist toll. Du weißt oder kannst dann viele Dinge. Du hast etwas gelernt. Spitze! Glückwunsch!

Bildungsprozesse sind komplexere Lernprozesse

Aber was muss passieren, dass aus Lernen BILDUNG wird? Nach Marotzki (und auch nach Arnd-Michael Nohl, Hans-Christoph Koller, Rainer Kokemohr) gibt es etwas, das nennt sich „transformatorischer Bildungsprozess“. Heißt nichts anderes, als dass BILDUNG deinen Teller verändert. Aber Obacht, nicht jede Veränderung ist Bildung. 

Butter bei die Fische: Wann ist es denn jetzt Bildung?

Bildung erfüllt folgende Kriterien:

  •  Bildung ist der Anbau an deinen Teller OHNE dass du das Neue in vorhandene Schubladen steckst

·        Bildung lässt dich Probleme angemessener behandeln als vorher UND Bildung öffnet mehr Möglichkeiten der Problemlösung als vorher. Oft verhilft sie sogar „noch-nicht-Gesagtem“ endlich zu Wort zu kommen

·        Bildung geht nicht ohne dich. Bildung sorgt nie nur für eine Veränderung deines Weltverhältnis allein. Welt- und Selbstverhältnis müssen sich gemeinsam ändern. Bildung lässt beides komplexer und dich reflektierter werden

  • Bildung ermöglicht immer noch mehr Bildung. Deine Welt wird größer, offener und bereiter für Neues

Und was ist Bildung nicht? Beispielsweise politische Einbahn-straßen, Radikalisierungen, etc.

Das heißt dann auch, dass alles was zur Manifestation deines Welt- und Selbstverhältnisses beiträgt, KEINE Bildung ist. Auch wenn du was Neues dabei lernst, oder etwas Neues kannst.

 Alle politischen Richtungen hin zu weniger Toleranz zum Beispiel, sind keine Bildung. Alle Positionen, die dogmatisch erhoben werden und bei denen der Urheber keine Chance auf Revision einräumt, sind keine Bildung. 

Abschlussidee: Richtungsweisende Bewegungen

In der Wissenschaft ist alles streitbar, vieles widerlegbar, weniges sicher. Auch zu dem von mir skizzierten Bildungsverständnis gibt es sicherlich 100 Meinungen. Ich finde mein Bild mit dem Teller trotzdem herrlich. Ganz echt! Pass einfach auf, dass dir niemand die Butter vom Brot nimmt und lass dir auf keinen Fall einen kleinen Teller oder eine mickrige Schüssel andrehen. Schau über den Tellerrand und bau an!

Ich finde:

LERNEN hat Grenzen, BILDUNG löst Grenzen.

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